Leipzig, 29. April 2022 - Über die Reaktion des Kapitalmarktes auf die Äußerungen der beiden Ministerinnen Schulze und Lemke sind wir sehr verwundert. Die aktuelle deutsche Gesetzgebung begrenzt bereits seit 01.01.2022 die Verwendung von Nahrungsmittelrohstoffen für die Biokraftstoffproduktion auf ca. 4 Prozent. Das ist also nichts Neues. In der EU liegt diese Begrenzung bei maximal 7 Prozent. Deutschland hat also bereits eine um 40 Prozent schärfere Beschränkung als die anderen EU-Mitgliedsstaaten.
Für die Bioenergieproduktion setzen wir schon allein aus Kostengründen vor allem minderwertige Getreide-Qualitäten und kein Brotgetreide ein. VERBIO legt großen Wert auf die Verwendung von minderwertigem, billigem Getreide für die Bioethanol-Produktion. Technisch ist das kein Problem, da wir in der VERBIO-Bioraffinerie die Schlempe vor allem zu Biomethan weiterverarbeiten, das in verschiedenen Einsatzbereichen fossiles Erdgas ersetzt.
Ca. 40 Prozent unserer Biokraftstoffe der ersten Generation werden in andere europäische Märkte exportiert.
Die Wachstumsstrategie von VERBIO beruht seit Jahren auf dem Ausbau der Produktion für fortschrittliche Biokraftstoffe der zweiten Generation aus Rückständen, wie Schlempe, und Reststoffen, wie Getreidestroh.
In diesem Bereich ist VERBIO aktuell mit seinen großtechnischen Biomethan- und Bioraffinerie-Anlagen weltweit der größte Produzent. Wir produzieren pro Jahr ca. 100 Mio. m³ reststoffbasiertes Biomethan in Erdgasqualität mit über 90 Prozent CO2-Einsparung und ersetzen damit bereits heute einen Teil des russischen Erdgases. Perspektivisch bieten auch weitere landwirtschaftliche Reststoffe wie Hühnerkot zusätzliches Potenzial für unsere Produktion.
Es war Frau Svenja Schulze, die in der vergangenen Legislaturperiode als Bundesumweltministerien endlich die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen hat, die insbesondere fortschrittlichen Biokraftstoffen der zweiten Generation zum Durchbruch verholfen haben. Diese Rechtslage gilt seit dem 01.01.2022. Die neuerliche Erhöhung unserer Guidance ist zum großen Teil auf eine steigende Nachfrage nach fortschrittlichen Biokraftstoffen zurückzuführen.
Wir haben schon im September 2021 ein Investitionsprogramm von insgesamt 300 Millionen Euro für den Ausbau unserer Produktionskapazitäten verabschiedet. Seit Jahren fordert VERBIO, dass die deutsche Politik einen stärkeren Fokus auf erneuerbare Energien aus Reststoffen setzt. Diese verbinden Klimaschutz mit regionaler Wertschöpfung, Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von fossilem Öl und Gas ohne Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.
Es ist leider nicht das erste Mal, dass eine unprofessionelle Kommunikation der Bundesregierung zur Verunsicherung des Kapitalmarktes führt, wenn es um die Ausgestaltung der Energiewende bzw. wenn es um die Bedeutung von Biomasse für diese Transformation geht.
Aufgrund dieser Erfahrung hat sich VERBIO in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt, sowohl geographisch als auch in Bezug auf die Wertschöpfungstiefe.
Die aktuelle Situation zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, unsere Aktivitäten auf Nordamerika und Asien auszudehnen. Darüber hinaus sind unsere hochwertigen Koppelprodukte - heute: Sterole und Pharmaglyzerin - zukünftig: chemische Grundstoffe wie 9-Dame, 1-Decene sowie synthetische Kraftstoffe aus Wasserstoff und CO2 - ein Beleg dafür, dass VERBIO zukunftsfähiger und stabiler aufgestellt ist, als jemals zuvor.
Leider haben Frau Schulze und Frau Lemke mit ihren unbedachten Äußerungen der Energiewende und der Versorgungssicherheit mit heimischen Energieträgern aus und für Deutschland einen Bärendienst erwiesen. Investoren sollten sich zukünftig sehr genau überlegen, ob sie bereit sind in dieses Chaos zu investieren.