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Pressemitteilungen


Claus Sauter im aktuellen Podcast: „Es ist 5 nach 12 in Sachen Energiepolitik!"

VERBIO-Chef und Energieexperte Claus Sauter äußert sich zur aktuellen Energiekrise und zu den Entwicklungen bei der PCK-Raffinerie in Schwedt. Neue Ausgabe des Podcasts #strohklug ab jetzt verfügbar.

Leipzig, 21. Dezember 2022 – Der Ukraine-Krieg hat die Energiekrise in Deutschland und Europa beschleunigt, aber nicht verursacht, davon ist der Vorstandsvorsitzende der VERBIO Vereinigte BioEnergie AG, Claus Sauter überzeugt. Die aktuelle Energiekrise sei vielmehr das Ergebnis von Planlosigkeit und fehlender Entscheidungskraft der Politik. Die Vorgängerregierung habe der Ampelkoalition ein Trümmerfeld in Sachen Energiepolitik hinterlassen. Die derzeitige Regierung handele im Notmodus. Aber es fehle auch weiterhin ein konkreter Plan. Das werde sich rächen: „Man muss kein Genie sein, um zu erkennen: Es ist nicht 5 vor, es ist 5 nach 12! Auf dem globalen Markt können deutsche Unternehmen mit den aktuellen Energiepreisen nicht überleben. Ohne politische Hilfe stehen wir vor einer flächendeckenden Deindustrialisierung in Deutschland.“

In der aktuellen Ausgabe seines Podcasts #strohklug findet Claus Sauter deutliche Worte:

…über die Energiekrise

„Die aktuelle Energiekriese hat nichts mit der Ukraine-Krise zu tun. Die Ukraine-Krise ist nur ein Brandbeschleuniger. Bereits vor Beginn des Krieges konnte man den Anstieg der Energiepreise beobachten."

„Solange der Krieg weitergeht, gibt es kurzfristig keine Lösung für die Energiekrise. Die Politik hat einfach die letzten Jahre verpennt. Sie hat nichts vorbereitet. Wir haben keinen Plan B in der Schublade. Und bei Plan A, dem Ausbau der Erneuerbaren Energien, ist man ja auch nicht vorwärtsgekommen. Das heißt, es ist längst 5 nach 12.“

„Die Energiekrise ist dramatisch für die Industrie. Wir haben Energiekosten, die zwischen zehn und zwanzig Mal so hoch sind wie in den USA. Die Industrie steht in einem internationalen Wettbewerb und bestimmte Industrien, wie Chemie oder Stahl, haben keine Chance, mit diesen Energiepreisen zu überleben. Der Staat muss die Strom- und Energiekosten für die Industrie schätzungsweise in den nächsten zwei bis drei Jahren bezahlen. Passiert das nicht, findet eine flächendeckende Deindustrialisierung in Deutschland statt.“

„Der amerikanische Markt ist auch reguliert, aber es gibt einen wichtigen Unterschied zu Deutschland: Die Amerikaner haben eine Förderkultur. Sie haben mit dem Inflation Redaction Act (IRA) gerade erst 500 Milliarden Dollar für den Ausbau erneuerbarer Energien auf den Tisch gepackt. Sie machen der Industrie keine Vorschriften, wie sie das Ziel erreichen soll, sondern haben die Spielregeln klar definiert. Wer ein passendes Geschäftsmodell hat, erhält einen Beitrag aus dem Fördertopf für einen Zeitraum von zehn Jahren. In Europa und Deutschland haben wir hingegen eine Verbotskultur. Wir legen fest, was wir alles nicht wollen, statt zu entscheiden, was wir wollen. Und die Politik hat in den letzten 20 Jahren keine Spielregeln definiert und keine Weichen für die Zukunft gestellt.“

…über die Zukunft der PCK-Raffinerie in Schwedt

„Es hat in den Verhandlungen zur Zukunft der PCK-Raffinerie in Schwedt keine Fortschritte gegeben, obwohl viele Konzepte auf dem Tisch liegen. Ohne das Rohöl aus der Druschba-Pipeline wird die Kapazität in der PCK ab Januar, ich schätze mal, nur noch bei 50 bis 60 Prozent liegen. Die Situation in der PCK ist dramatisch."

„Wir wollen klimaneutral werden. Alle wissen, dass in den nächsten Jahren Raffinerie-Kapazität in Europa verschwinden muss. Die Mitgesellschafter der PCK-Raffinerie, Shell und ENI, werden sich darauf konzentrieren, dass das Licht nicht in ihren eigenen Raffinerien ausgeht."

Vor dem Ukraine-Konflikt war die Zukunft der PCK als Raffinerie gesetzt. Durch den Gesellschafter Rosneft hatte man einen sicheren Zugang zum Rohstoff. Die PCK war der stärkste Löwe in der Prärie. Doch die Situation hat sich geändert. Der ehemals stärkste Löwe ist massiv angeschlagen. Und wenn ein Löwe keine Kraft mehr hat, wird er von anderen Tieren gefressen. Und das passiert gerade."

„VERBIO ist auch aufgrund der Lage mitten im landwirtschaftlichen Rohstoffgebiet damals in die PCK gegangen. Mindere, regionale Getreidequalitäten, die sich nicht für Brot oder Nudeln eignen, verarbeiten wir zu Ethanol und Biomethan. Wir können hier unseren Beitrag zur Transformation leisten. Entscheiden muss aber derjenige, der die Entscheidungsbefugnis an sich gezogen hat.“ „Der Bund hat die Treuhänderschaft über den größten Gesellschafter der PCK-Raffinerie, Rosneft Deutschland, übernommen. Es gibt Optionen für eine Zukunft der PCK, auch ohne Rohöl. Wir haben unsere Ideen für die Transformation der PCK präsentiert. Die Verantwortung über die Zukunft von Schwedt liegt bei der Bundesregierung.“

…über die Diskussion zur Übergewinnsteuer

„Bei dem Begriff ‚Übergewinnsteuer‘ kriege ich eine Gänsehaut. In unserer Unternehmensgeschichte gab es Zeiten, in denen wir unter politischen Entscheidungen gelitten und richtig viel Geld verbrannt haben. Da konnten wir selbst nichts dafür und niemand hat unsere Verluste übernommen. Die Industrie hat zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Investitionsentscheidungen getroffen und verdient nun Geld, das wieder reinvestiert werden kann. Der Staat ist über Steuern sowieso immer mit dabei. Doch über eine Übergewinnsteuer den Unternehmen die Gewinne abschöpfen zu wollen, ist für mich ein Tabu-Bruch. Die Bundesregierung verschlimmert die verheerenden energiepolitischen Fehler der Vergangenheit durch dramatische, unkalkulierbare Eingriffe in das Eigentumsrecht. Die langfristigen Auswirkungen auf das Vertrauen der Investoren sind katastrophal. Die Bundesregierung hat die Büchse der Pandora geöffnet.“

…über die Strategie von VERBIO

„Die ‚leading unit‘ von VERBIO ist und bleibt in Deutschland. Unser Team hier bestimmt das Wachstum. Aber die Investitionen in neue Produktionskapazitäten im Energiebereich finden leider nicht in Deutschland statt. Mir blutet das Herz, aber wir können hier nicht investieren, weil es einfach keine Planungs- und Investitionssicherheit gibt. Das Drama um die PCK ist das beste Beispiel. Aktuell konzentrieren wir uns vor allem auf den USA-amerikanischen Markt. Aber auch Indien, Südostasien und Südamerika bieten entsprechendes Potenzial.“

„Wir haben vor allem am Standort Leipzig viele neue Mitarbeitende verschiedener Nationalitäten eingestellt. Unser Team wird größer, bunter, internationaler und wir bauen es noch weiter aus.“

„In 2023 werden wir in Deutschland Investitionen in den Aufbau eines Tankstellennetzes für BioCNG und BioLNG tätigen. Das ist vor allem interessant für Speditionen, die bereits in die Umstellung ihrer Flotten auf klimafreundliche Fahrzeuge investiert haben. Ab Dezember 2022 können wir ihnen nach und nach mit unserem BioLNG das richtige Produkt zum passenden Preis anbieten.“

„Am Standort Deutschland treiben wir den Aufbau einer Produktion für grüne Basiskomponenten für die Chemische Industrie voran. Dafür nutzen wir unseren Biodiesel – oder besser Rapsölmethylester – als Ausgangsstoff. Im Fokus steht die Erweiterung unseres Produktsortiments außerhalb des Energiemarktes.“

„Unser langfristiges Ziel ist es, ein globales Netzwerk an Produktionskapazitäten zu installieren – hauptsächlich auf Basis von Agrarreststoffen – und dazu die passende Logistik aufzubauen, um die produzierten grünen Moleküle dort zur Verwendung zu bringen, wo sie benötigt werden und wo sich die attraktivsten Bedingungen bieten.“

 

Die neue Ausgabe des Podcasts #strohklug mit dem Bioenergieexperten Claus Sauter ist ab sofort bei Apple Podcasts, Deezer, Google Podcast, Spotify und im Web auf www.strohklug.de zu finden.

Hinweis: Es gilt das gesprochene Wort bzw. die hier zitierte Schriftform.

 

Ihre Ansprechpartner

Ulrike Kurze
Head of Global Marketing & Communications (Pressesprecherin)

Verbio SE
T: +49 176 13085404
E-Mail: ulrike.kurze@verbio.de

 

Erik Fritzsche
PR-Agentur
WeichertMehner GmbH & Co. KG
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