Bitterfeld-Wolfen, 28. September 2021. Am letzten Wochenende feierte die VERBIO AG das 20-jährige Jubiläum ihres Produktionsstandortes in Bitterfeld. Mit der Inbetriebnahme der ersten Biodieselanlage im September 2001 begann hier die Geschichte des heutigen SDAX-Unternehmens. Der Oberbürgermeister der Stadt Bitterfeld-Wolfen, Armin Schenk, würdigt mit seinem Besuch zur Jubiläumsfeier die Leistungen des Bioenergieproduzenten: „Wir freuen uns sehr, dass VERBIO vor 20 Jahren die mutige Entscheidung traf, hier in Bitterfeld-Wolfen zu investieren und eine neue Anlage zur Biodiesel-Produktion errichtet hat. Damit siedelte sich einerseits ein innovatives Unternehmen in der Stadt an und füllte andererseits eine brachliegende Fläche hier am Standort wieder mit Leben. Dass diese Entscheidung genau die Richtige war, zeigt der Erfolg und das stetige Wachstum des Unternehmens hier am Standort. Man kann daher mit Stolz behaupten: Weniger CO2 in der Welt durch Biokraftstoff von VERBIO aus Bitterfeld. Ich wünsche dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg!“
Die VERBIO Bitterfeld GmbH beschäftigt am Standort ca. 100 Mitarbeiter, einige bereits seit der ersten Stunde. Damit ist VERBIO ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Die Jubiläumsfeier war den VERBIO-Mitarbeitern und ihren Familien vorbehalten. Partner, Eltern, Freunde, Kinder und Enkel nutzten die Gelegenheit, um bei einer Produktionsführung hinter die Kulissen zu schauen.
„In Bitterfeld wurde der Grundstein für die heutige VERBIO AG gelegt, die sich zu einem globalen Technologieunternehmen mit einer Milliarde Umsatz, rund 800 Mitarbeitern und zehn Standorten weltweit entwickelt hat“, resümiert Vorstand Theodor Niesmann mit Stolz. Er verantwortet als zuständiger Vorstand die Biodieselproduktion im VERBIO-Konzern und hat den Aufbau des Standorts in Bitterfeld aktiv mitgestaltet.
Führende Technologie im Biokraftstoffmarkt und darüber hinaus
Mit einer Anfangskapazität von 87.000 Tonnen Biodiesel und ca. 8.000 Tonnen Glyzerindestillat pro Jahr gehörte die Bitterfelder Anlage 2001 zu den größten im damaligen deutschen Biodieselmarkt. Heute können am Standort jährlich ca. 250.000 Tonnen Biodiesel produziert werden. Damit hat sich die Menge in 20 Jahren nahezu verdreifacht. Die Biodieselproduktion der gesamten VERBIO-Gruppe ist im letzten Geschäftsjahr auf mehr als 600.000 Tonnen gestiegen – neben Bitterfeld wird auch im brandenburgischen Schwedt und in Kanada Biodiesel produziert.
Neben Biodiesel werden in Bitterfeld Glyzerin und Sterole als hochwertige Rohstoffe für die Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie hergestellt. „Seit 2015 haben wir mit der Installation unserer Sterolproduktion neue Marktsegmente erschlossen. Heute sind wir der zweitgrößte Sterolproduzent weltweit. Und wir sehen weiteres Potenzial, da wir einen entscheidenden Vorteil bieten: Unsere Sterole aus einheimischem Rapsöl sind hundertprozentig genfrei. Für viele Hersteller im Nahrungsmittel- und Pharmabereich zunehmend ein wichtiges Kriterium“, sagt Theodor Niesmann.
Sterole sind Fettbegleitstoffe in Pflanzenölen, wie Rapsöl. Sie werden in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie als Nahrungsergänzungsmittel zur Cholesterinsenkung und für die Herstellung von Hormonpräparaten verwendet.
Weiterer Ausbau des Standorts Bitterfeld geplant
Die Innovationskraft der VERBIO AG erschöpft sich noch lange nicht: In den nächsten zwei Jahren sollen weltweit die Kapazitäten zur Produktion fortschrittlicher Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen deutlich erhöht werden. In diesem Zusammenhang ist u. a. die Verdopplung der Produktionskapazität für fortschrittlichen Biodiesel (aus Altspeisefetten und Altölen) geplant. Dafür wird auch der Standort Bitterfeld weiter ausgebaut.
Die Zukunft des Wachstums liegt in fortschrittlichen Biokraftstoffen, denn diese werden im Rahmen der Europäischen Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED II) bis 2030 besonders gefördert.
Darüber hinaus plant VERBIO im Biodieselsegment den Bau der weltweit ersten Ethenolyseanlage in Deutschland. Mit dem Know-How und einem speziellen Katalysator der ungarischen VERBIO-Tochtergesellschaft XiMo Kft. können so auf Basis von Rapsölmethylester neue Produkte hergestellt werden, die als erneuerbare Rohstoffe in der Chemieindustrie zur Herstellung von Reinigungs- und Waschmitteln oder auch von Schmierstoffen Verwendung finden.
Für die Umsetzung der zukünftigen Projekte sind die Mitarbeiter für VERBIO der wichtigste Erfolgsfaktor: „Es ist Ihr Wissen, es sind Ihre Ideen und es ist Ihr tägliches Engagement, was uns zu den Erfolgen der letzten 20 Jahre geführt hat und uns auch in den nächsten 20 Jahren voranbringen wird“, betont Jörg Pfeiffer, Geschäftsführer der VERBIO Bitterfeld GmbH in seiner Ansprache. Um den Fachkräftebedarf im Bereich Anlagenfahrer zu sichern, bildet die VERBIO AG am Standort Bitterfeld Chemikanten aus. Weitere spannende Jobs gibt es im Ingenieurbereich, im Labor, in der Projektsteuerung und in Forschung und Entwicklung.
Rückblick: 20 Jahre Höhen und Tiefen im Biodieselmarkt erfolgreich gemeistert
Die Geschichte des Standortes Bitterfeld geht auf das Jahr 2000 zurück. Der heutige Vorstandsvorsitzende der VERBIO AG, Claus Sauter, gründete gemeinsam mit Dr.-Ing. Georg Pollert, der nach vielen Jahren im Vorstand und im Aufsichtsrat der VERBIO AG heute Ehrenmitglied des Aufsichtsrates ist, die Mitteldeutschen Umesterungswerke GmbH & Co. KG (MUW) im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. Zwischen August 2000 und September 2001 wurde hier die Biodieselanlage errichtet. Der erste normgerechte Biodiesel floss am 24. September 2001 durch die Leitungen. Nach der Gründung der VERBIO AG im Jahr 2006 wurde die MUW als Tochtergesellschaft in die Holding integriert. Heute trägt sie den Namen VERBIO Bitterfeld GmbH.
Wie wichtig für die VERBIO AG technologischer Vorsprung und eine solide Ertragslage sind, zeigt der Blick zurück auf die Höhen und Tiefen der Biokraftstoffbranche. Die Biokraftstoffproduktion ist vor rund 20 Jahren auf der Grundlage großer Überschüsse in der landwirtschaftlichen Produktion entstanden. Anfang der 2000er Jahre rückte erstmals eine stärkere CO2-Reduktion im Verkehr in den Fokus der Politik. Nach der Steuerbefreiung im Jahr 2004 wurde der Einsatz von Biodiesel besonders für den LKW-Bereich wirtschaftlich attraktiv. Es folgte ein regelrechter Biodiesel-Boom. 2006 wechselte der Trend, als die Steuerbefreiung vorzeitig eingeschränkt wurde: Die Spediteure stiegen aus Kostengründen wieder auf fossilen Diesel um. Die zweite große Marktverwerfung geht auf den Import-Boom von billigem Biodiesel aus Indonesien und Südamerika in den Jahren 2012/2013 zurück.
„Unser Vorteil war stets die günstige Kostenstruktur unserer Anlagen sowie die zunehmende Produktvielfalt im Biodiesel-Segment, aber auch in der gesamten VERBIO-Gruppe, um die Zeiten schwieriger Marktbedingungen und das politische Auf und Ab zu meistern. VERBIO hat die Zeiten mit Produktions- und Umsatzrückgängen gut überstanden, während andere Wettbewerber ihre Anlagen abstellen oder dauerhaft stilllegen mussten“, so Theodor Niesmann.
Seit 01.01.2015 gilt in Deutschland die Treibhausgasreduktionsquote (THG-Quote) als Grundlage für die Zielsetzung zur CO2-Reduktion im Verkehr – allerdings zunächst auf sehr niedrigem Niveau. Nach jahrelanger fortlaufender Kritik seitens der Biokraftstoff- und der Mineralölindustrie hat der Bundesrat vor wenigen Tagen, am 17. September 2021, das Gesetz zur Weiterentwicklung der THG-Quote verabschiedet. Darin ist ein signifikanter Anstieg der CO2-Reduktion von sechs auf 25 Prozent bis 2030 festgelegt. Außerdem enthält das Gesetz eine besondere Förderung fortschrittlicher Biokraftstoffe.
„Die neuen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bilden eine gute Grundlage für unser weiteres Wachstum und die Umsetzung neuer Projekte. Der VERBIO-Vorstand hat gerade ein Investitionspaket in Höhe von 300 Millionen Euro verabschiedet, um unser Geschäft gemeinsam mit unseren kompetenten und engagierten Mitarbeitern hier am Standort Bitterfeld und weltweit weiter auszubauen“, betont Theodor Niesmann in seiner Festrede.